Neulich bekam ich den Anruf einer Dame, die sich nach funktionaler Stimmbildung nach der Lichtenberger Methode erkundigte. Die erste Frage, die sie mir stellte, lautete: "Was macht Ihren Ansatz denn so viel besser als andere? Warum sollte ich zu Ihnen gehen und nicht woanders hin?" Ich stutzte kurz, so direkt wurde mir diese Frage noch nie gestellt. Vielleicht fühlte ich mich auch ein wenig auf dem Prüfstand.
"Nichts" antwortete ich. " Ich wüsste nicht, was meinen Ansatz besser machen sollte, als andere, obwohl ich von Herzen hinter dem stehe, was ich da tue, und weiß, warum ich diesen Ansatz verfolge. " Aber da kann jeder nur selbst ausprobieren, ob dieser Weg etwas für ihn ist."
Das Gespräch nahm dann noch eine andere Wendung, aber die Anfangsfrage ging mir nicht aus dem Kopf.
War die Antwort die ich gab zu pauschal, zu schwammig?
Ich betreibe eine logopädische Praxis und die Konkurrenz ist groß, da sollte es mir doch möglich sein, meine Fähigkeiten ein bisschen besser zu verkaufen.
Jahrelang hat sich in meinem Beruf alles um das Thema Stimmbildung und Stimmrehabilitation gedreht. Daran hängt mein Herz. Und das ist alles, was ich dazu zu sagen habe? Das kann doch nicht sein! Ist es auch nicht.
Ich schätze, ich habe einiges zu sagen zu diesem Thema. Trotzdem - ich bleibe dabei: es geht nicht um besser oder schlechter. Wir haben doch alle etwas zu geben. Ich halte da auch gerne mit der biblischen Weisheit: "Prüfet alles, das Gute behaltet".
Die Lichtenberger Methode gibt Ihnen die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln, und durch gezielte Wahrnehmungsfragen meinerseits, einen sehr gesunden und individuellen Weg zum eigenen Stimmpotential zu finden. Am Anfang steht die die Erfahrung, dann messe ich ihr den Wert bei.
Es gibt einfachere Wege. Wege, die über die Imitation gehen beispielsweise. Der Lehrer macht etwas vor, der Schüler macht nach. So habe ich es oft erlebt. Ein echter Vorteil ist die Sicherheit, schon recht bald zu wissen, wo der Lehrer mit einem hin will. Der Nachteil ist, dass der Ansatz in der Regel nie so ganz "passt". Wie ein Schuh, der ein bisschen drückt.
Ich kann nur versuchen, einige Wegweiser zu Ihrer Entscheidungsfindung bereitzustellen:
Wenn Sie einen Ansatz suchen, der ein bestimmtes Klangideal anstrebt, und dafür muskuläre Anspannung in Kauf nimmt: Ist der Ansatz nichts für Sie.
Wenn Sie ein neues Körpergefühl in sich entdecken, und mehr Leichtigkeit und Freiheit beim Singen entdecken wollen, dafür aber bereit sind, Unsicherheiten als einen notwendigen Teil des Prozesses zu betrachten, dann ist der Ansatz etwas für Sie.
Wenn Sie sich eine Lehrerin wünschen, die Ihnen ganz klar sagt, was richtig und was falsch ist an Ihrer Stimmgebung oder Ihrer Atmung, und Sie sich allgemeingültige Übungen wünschen, die immer und jederzeit "klappen", dann ist der Ansatz nichts für sie.
Wenn Sie, begleitet durch meine Fragestellung, Ihre Innenräume kennenlernen möchten, und alles, aber auch alles wertschätzen möchten, was dieser aus Knorpeln, Faszien und Muskulatur bestehende "Apparat" namens Kehlkopf so kann, wenn Sie lernen möchten, jeden Hauch und jedes wackeln in der Stimme als Arbeitsmaterial willkommen zu heißen, dann ist der Ansatz etwas für Sie.
Es geht nicht um besser oder schlechter. Es geht um aktuelle Bedürfnisse, und darum, einen stimmlichen Ansatz zu finden, der wie ein Puzzlestück ins eigene Leben passt.
Zugegeben, in einem Zeitalter der Bewertungsportale und "Sterne", die mir in der TV-Zeitschrift im voraus sagen, welche Sendung gut ist, und welche nicht, in einem Zeitalter, in der uns das selbstständige Denken, fühlen, und wahrnehmen gerne mal abgenommen wird, ist dies vielleicht die größte Herausforderung.
Aber sie lohnt sich.